Interview mit CL Magazin

CL Magazin Ausgabe Jan.2001

Der Ruhm und der Erfolg haben den Superstar nicht verändert, sagt Eduardo Torrico.

Raul ist nicht der prototypische Fußballspieler. Er fühlt sich nicht wohl im Rampenlicht und wäre gern ein ganz normaler Mensch.Raul spielt jedoch für einen der bekanntesten Vereine der welt, verdient zudem 12 Millionen Mark im Jahr und gilt als einer der fünfbesten Fußballer der Welt. All das Geld und Ansehen haben den Superstar in seinen sechs Jahren bei Real nicht verändert. In diesem Jahr ging der 23-jährige in seiner siebten Saison bei den Königlichen, mit denen er schon zwei Champions League Titel gewonnen hat. Trotz der großen Erfolge ist Raul auch weiterhin ehrgeizig und genau das macht ihn so einzigartig. Er hat die Einstellung und den Ehrgeiz, einer der besten zu sein. Raul will jedes Spiel gewinnen und der beste sein! Unser spanischer Korrespondent Eduardo Torrico erinnert sich genau an die Worte des damals 17 Jahre alten Raul, der ihm unmissverständlich erklärte, daß er „der beste Fußballer der Welt“ sein wolle. Eduardo dachte damals: „Entweder ist er ein Teufelskerl oder komplett verrückt, doch er wird auf jeden Fall Erfolg haben.“ Sechs Jahre später gewährte Raul Torrico ein weiteres Exklusivinterview...

Torrico: Denkst Du noch immer daran, der beste Spieler der Welt zu werden?

Raul: Natürlich! Jeder in diesem Beruf will besser werden und Erfolg haben. Leider ist das nicht so einfach. Doch ich will mich nicht beklagen. Ich habe hier mit 17 angefangen und in sechs Jahren zwei Champions League Titel gewonnen. Das ist mir sehr wichtig, aber auf dem Erfolg ausruhen, kann kann ich mich nicht. Ich will besser werden.

Torrico: Warum sagtest Du damals, daß Du der Beste der Welt sein willst? War es der Traum eines Teenagers oder wolltest Du einfach nur frech sein?

Raul: Ich habe das damals gesagt, weil ich genau so gefühlt habe. Ich fühle das noch immer. Ich will der Beste sein. Wenn ich noch ein paar Jahre bei Real spiele, kann ich es schaffen. Wir sind Champions.

Torrico: Experten zählen Dich zu den besten zehn Fußballern der Welt. Steht Dein Name auch in deiner gewöhnlichen Top-ten?

Raul: Ich bin froh, daß die Leute mich in diesem Zusammenhang erwähnen, doch ich möchte mich selbst nicht mit jemand anders vergleichen. Jeder Spieler ist anders und hilft seiner Mannschaft auf eine andere Art und Weise. Außerdem ist das eine sehr subjektive Sichtweise der Dinge. Im Mittelpunkt steht immer das Team. Meisterschaften zu gewinnen ist wichtig, nicht in den Top-Ten zu stehen.

Torrico: Die Experten sagen außerdem, daß niemand in der Welt herrausragend spielt. Es gäbe keinen Maradona oder Pele, sgen sie. Siehst Du das auch so?

Raul: Ja, das denke ich auch. Es gibt viele sehr gute Spieler. Ronaldo, Rivaldo, Zidane, Beckham. Del Piero oder Batistuta sind großartig und von Zeit zu Zeit spielt einer von ihnen überragend, doch keiner ist lange die Nummer eins. Das liegt daran, daß es im Moment so viele talentierte Spieler gibt, wie nie zuvor.

Torrico: Früher spielte ein Fußballer knapp 40 Spiele im Jahr. Heutzutage kommen die Profis auf bis zu 80 Einsätze. Ist das der Grund, warum keiner über längere Zeit 100 Prozent Leistung bringen kann?

Raul: Kein Zweifel. Jede Saison ist elf Monate lang und das Spiel wird immer rauer. Du mußt fit sein, um die gesamte Spielzeit durchzuhalten und Leistung zu bringen. Wenn du dich dann aber verletzt, hast du kaum Zeit dich richtig auszukurieren. Ronaldo ist ein gutes Beispiel. Er weiß, wovon ich rede.

Torrico: Liebst Du das Spiel noch? Lebst Du noch immer den Fußball?

Raul: Ich liebe Fußball! Ich habe eigentich keine Freizeit, weil mein Job und meine Familie meine gesamte Zeit in Anspruch nehmen. Wenn ich aber dann doch mal eine ruhige Minute habe, schaue ich mir Spiele im TV an. Ich möchte auf dem Laufenden bleiben. Es ist mir zwar egal, wer in Tschechien auf dem ersten Platz steht, aber ich weiß, wer in Deutschland, Italien, Argentinien oder England die Tabelle anführt. Ich habe mir viele Spiele von den Boca Juniors angesehen, weil wir gegen die im Weltpokal am 28. November antreten.

Torrico: Ich meinte eigentlich, ob Du es noch immer liebst, Fußball zu spielen?

Raul: Wenn ich es nicht lieben würde, wäre ich nicht mehr hier. Seit ich klein war, wollte ich das hier machen. Ich habe jeden Tag meines Lebens genossen. ich liebe die 90 Minuten auf dem Rasen und wenn es vorbei ist, freue ich mich schon auf das nächste Spiel. Ich habe mich in diesen Sport verliebt und deshalb kann ich auch das brutale Tempo unseres Spielplans durchstehen. Wenn du etwas wirklich gerne machst, wirst du nicht müde.

Torrico: Was macht Dir außer Fußball sonst noch Spaß?

Raul: Wie gesagt, nehmen der Fußball und meine Familie fast meine ganze Zeit in Anspruch. Wenn ich nicht spiele, trainiere ich; wenn ich nicht trainiere, bin ich auf der Reise zum Spiel. Ansonsten will ich nur mit meiner Frau und meinem sechs Monate alten Sohn Jorge zusammen sein. Vater zu sein hat mich viel erwachsener werden lassen. Ich liebe meinen Sohn über alles, passe genau auf, was er ißt und ob er genug schläft.

Torrico: Du hast so viele Fans in der Welt und doch kann ich mir nicht vorstellen, daß auch nur einer denkt, daß Raul sich sorgen macht, wenn sein Sohn nach dem Essen ein Bäuerchen macht.

Raul: Das ist aber so. Auch Fußballer sind Menschen. Wir haben die gleichen Sorgen, wie der Mann auf der Straße. Die Fans wollen auf dem Feld Leistung sehen, doch wir leben auch außerhalb des Stadions.

Torrico: Bist Du Dir bewußt, daß Du ein Vorbild für viele Kinder bist?

Raul: Ja, ich merke das jeden Tag auf der Straße. Väter fragen mich, ob ich ihnen ein Autogramm für ihren Sohn gebe und dann sagen sie mir, daß daß ihr Sohn die Nacht vor Freude nicht schlafen könne. Ich weiß, daß ich viele Leute glücklich mache. Viele Menschen beobachten mich und deshalbversuche ich mich auf und abseits des Rasens vorbildlich zu benehmen. Das klappt meistens, doch leider sind nicht alle Leute gleich. Die meisten behandeln mich sehr gut doch andere sind nicht sehr höflich. Nein, ich mag es nicht, berühmt zu sein.

Torrico:Es gab eine Zeit, da konntest Du nicht die Tür aufmachen, weil draußen 50 Paparazzi warteten. Ist das noch immer so?

Raul: Es sind schon weniger geworden. Ich mußte mich daran gewöhnen, daß, wohin ich auch gehe, Fotografen dabei sind. Ich akzeptiere das. Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens und bezahle den Preis dafür. trotzdem versuche ich, mich normal zu verhalten. Das Ganze stört mich auch ehrlich gesagt nicht mehr.

Torrico: Könntest Du mit dem Druck umgehen, der auf einem David Beckham lastet?

Raul: Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Du kannst nicht glücklich sein, wenn du dein Haus nicht verlassen kannst, Morddrohungen erhältst oder aus der Zeitung erfährst, daß dein Sohn entführt werden sollte.

Torrico: Fußball, Familie,.... gibt es noch andere Dinge, um die Du Dir Sorgen machst?

Raul: Es gibt da viele Dinge. Viele Menschen sterben in dieser Welt noch immer an Krankheiten und Hunger. Ich versuche zu helfen. Ich spende, aber rede nicht gerne über diese dinge. Ich tue das, um mich wohl zu fühlen. Ich versuche, niemanden etwas vorzumachen.

Torrico: Interessierst Du Dich für schnelle Autos und teure Kleidung?

Raul: Ich interessiere mich für Mode, da meine Frau Model ist, doch ich bin nicht davon besessen. Wenn ich auf einer Auswärtsreise etwas einkaufe, dann meistens für meinen Sohn und nicht für mich. Was Autos angeht, so fahre ich keinen Ferrari und werde mir auch keinen zulegen. ich habe seit langem den gleichen Wagen und will keinen neuen. Es ist ein sehr gutes Auto und sehr sicher. Warum sollte ich tauschen wollen? Außerdem mag ich es nicht, wenn Leute mir hinterher gucken.

Torrico: Gibt es noch etwas für Dich zu erreichen?

Raul: Viele Sachen! Ich will noch einige Jahre für Real spielen, viele Titel gewinnen.. Ich will jeden Tag besser werden. Ich möchte, daß ich in die Geschichte von Real als ein Spieler eingehe, der immer 100 Prozent gegeben hat. Doch vor allem möchte ich glücklich sein. Mein Fußballleben ist so, wie ich es mir als Kind immer erträumt hatte. Was könnte ich mehr wollen?



aus CL Magazin Ed. Nov.2000

Raul's warning to the rest of Europe:'WE'RE THE TEAM YOU SHOULD ALL FEAR'
As he relaxed on a holiday beach the man who is himself valued at £40 million feet granted an exclusive Champions interview during which he spoke of his despair and his hopes as a new season beckons the European Cup winners.

"I'll never forget that terrible moment in the quarter final match against France. It's going to live with me for a very long time to come," he confessed. "I feel responsible for our failure because I believe penalties should always be scored."

Raul - virtually for the first time in his illustrious career - discovered that hell really is lying in wait for heroes. But it has served to increase his determination for his beloved Real.

He said: "I want to win every available trophy with Real. Obviously I want to win trophies for the national team because I believe I am in debt to the Spanish supporters. I caused them such deep disappointment."



CL-Magazin Ausgabe Januar 2000

Er ist einer der talentiertesten Spieler des Kontinents. Erst kürzlich ist Raul als „Welt-Torjäger“ des Jahres 1999 ausgezeichnet worden. Der 22- jährige Angreifer von Real Madrid sicherte sich die Trophäe als Top-Goalgetter mit 14 Treffern vor den Brasilianern Rivaldo(FC Barcelona) und Alex (Palmeiras Sao Paulo), die jeweils 13 Tore erzielten. Raul spielt für einen der besten Klubs der Welt, ist reich und berühmt, badet im Luxus, heiratete kürzlich ein spanisches Top-Model. Was könnte besser sein?

Viel, entgegnet Raul. Er wünscht sich beispielsweise Privatleben, Frieden und Ruhe. Ihm geht es wie dem englischem Jungstar David Beckham von Manchester United. Der Ruhm nagt an ihm. Doch Raul hat keine Lust angefressen zu werden. Nur gut, daß der 22-Jährige schon einige teils böse Erfahrungen gemacht hat undjetzt besser gegen die Medien und die Öffentlichkeit gewappnet ist. Das Leben in einem Goldfischglas kann grausam sein. Fast hätte es sein Leben kosten können. Klingt melodramatisch, stammt aber von Raul selbst. Wir lassen ihn das alles auch selbst erzählen...

„Jeder will ein großes Stück Kuchen von dir abhaben. Über Nacht bist Du ein anderer Mensch geworden. Und wenn du nicht aufpaßt, macht es dich fertig. Du denkst, du bist stark genug, um damit umgehen zu können - bist du aber nicht. Dein Leben gehört jetzt jedem anderen und der plötzliche ruhm ist wie ein Fluch. Obwohl die Medien einen Skandal wollten, habe ich dem Druck standgehalten. Aber es war schwer, damit umzugehen. Man meint man könne mit dem plötzlichen Ruhm umgehen, aber bis es wirklich soweit ist, ist es leichter gesagt als getan. Ich wollte einfach nur Fußball spielen. Aber das Image abseits des Feldes konnte ich nicht kontrollieren. Ich wußte, daß mir die Leute auf Schritt und Tritt folgen. Sie wollten jede information, die sie kriegen konnten. Sie versteckten sich an Plätzen, an die du nicht im traum gedacht hättest.Und wenn sie dich irdendwo geschnappt haben, hast du ordentlich Ärger gehabt. Die Zeitungen schütteten am nächsten tag kübelweise Dreck über dich aus. Wenn die spanischen Medien dich erst einmal am Wickel haben, ist alles aus. Sie sind so mächtig, daß du nicht gewinnen kannst. Sie kriegen dich. Sie reden mit jedem, den sie aufspüren können, über dich, egal wer. Menschen betrogen mich, von denen ich dachte, sie seienmeine Freunde. Jeder, der Geld verdienen wollte, verkaufte irgendwelche geschichten. Ich war jung, ich wußte, daß ich Hilfe brauchte. Man denkt nie daß das alles außer Kontrolle gerät, aber es geschah so. Diese Aufmerksamkeit kann dich zerstören - und wenn das passiert, leidet deine Form darunter. Man fängt an zu glauben, man sei jemand anders. Und plötzlich fängt man an so zu leben, wie diese andere Person. Ich habe so viele verschiedene Menschen angezogen. Nicht ich eigentlich, sondern das, was ich darstellte. Die kümmerte das nicht, die sahen nur den Ruhm und das Geld. Das zog die an. Aber die Leute vergessen, wie jung ich war, ohne Führung. Ich war leicht zu beeinflussen. Ichdachte, mir ginge es gut, aber der Druck hielt an. Die Zeitungen haben mein Privatleben erobert. Mein Spiel litt darunter. Ich flehte die Medien an, mich in Ruhe zu lassen, aber sie sahen darin nur eine neue gute Story. Es dämmerte mir das alles falsch läuft, wenn diese Geschichten dazu führen, daß mein Spiel ruiniert wird. Ich weiß, daß ich Fehler gemacht habe, aber niemand hat mir beigebracht, mit dem Ruhm und den Medien umzugehen. Ich fühlte mich isoliert, leider. Es zerreißt deine Familie und jeden um dich herum. Es gibt keine Regeln, nur die, die nicht befolgt werden. Der Ruhm hat seinen Preis. Und wenn du nicht aufpaßt, zahlst du dafür. Ich lerne immernoch, aber es war fast zu spät für mich, weil ich eine Grenze überschritten hatte. die Presse war drauf und dran mich zu erledigen. Gewöhnlich machte mich das sehr depressiv. Ich wollte nicht den Preis für den Ruhm zahlen, aber die Öffentlichkeit wollte mehr und mehr. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden. Ich wollte nur gemocht werden - so wie ich bin.“



aus CL-Magazin Ausgabe Jan.2000

„Ich wurde von Atletico aufgebaut um fallengelassen zu werden. Mein Selbstvertrauen war über Nacht zerstört, weil mir die Welt versprochen und nichts gelassen wurde.“

„Das waren dunkle Tage in meinem Leben, wo ich dachte, daß alles zusammenstürzt. Ich hatte nur eine Wahl: an die Tür von Atleticos Rivalen zu klopfen.“

„Ich habe niemals das Vertrauen in meine Fähigkeiten verloren. Aber ich verlor die Unterstützung von Leuten, denen ich glaubte, vertrauen zu können. ich wurde von ihnen verraten. Das waren Leute, die glaubten, immer alles besser zu wissen.“

„Ich mußte vor den Medien in Schutz genommen werden. Wenn du damit nicht umgehen kannst - und das konnte ich nicht -, mußt du von ihnen ferngehalten werden. Bei Real hat Jorge Valdano mich und mein Image geschützt. Ich konnte kreativ sein, aber nur auf dem Platz, wo es darauf ankam.“