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"La Octava" oder: die 'Schlacht' um Europa
Ein modernes spanisches Märchen
Regie: Vicente del Bosque
Starring: Raul Gonzalez, Fernando Morientes, Steve McManaman u.v.a.
Eine laue Sommernacht in Paris, der Stadt der Liebe. Doch an diesem Abend des 24. Mai 2000 war es die Stadt des Fußballs und fest in spanischer Hand. Zehntausende Spanier waren v.a. aus der Heimat der beiden Finalisten Valencia und Madrid gekommen, um Zeuge eines Novums in der Europapokalgeschichte zu sein, denn noch nie standen sich zwei Teams aus einem einzigen Land im Finale gegenüber. Und es sollte eine spanische Fußball- fiesta werden. Zunächst jedoch stritten sich die Experten wer wohl der Favorit sein möge. Da war Valencia, mit denen so recht keiner gerechnet hatte, die jedoch mit beeindruckendem Konterfußball überzeugten, die die Favoriten Lazio Rom und Barca regelrecht abschossen und auch in der spanischen Liga einen starken Eindruck machten. Und da war auf der anderen Seite Real Madrid, der siebenmalige Champion, der jedoch schon im November nach einem 17. Platz in der Liga von allen Experten abgeschrieben wurde. Trainerwechsel, interne Querelen v.a. um das "Sorgenkind" Nicolas Anelka, Überbelastung und viele verletzungsbedingte Ausfälle verursachten eine Berg- und Talfahrt in Liga wie Champions' League. Doch in deren letzten Phase konnte Real überzeugen. Sie schlugen völlig überraschend den Titelverteidiger Manchester United mit brilliantem Fußball 3:2 in deren eigenen Stadion und danach den Finalisten des Vorjahres, Bayern München, von denen sie noch in der Zwischenrunde düpiert worden waren. Das Finale war völlig offen, doch die Experten favorisierten Valencia leicht. Real ging also wieder mal als Underdog in das Spiel. Eine Rolle, die den Königlichen zu gefallen scheint: Bereits abgeschrieben, es noch mal allen zu beweisen. Außerdem hatten die 'Blancos', die heute in ihrem modischen schwarzen Dreß spielten, einen entscheidenden Vorteil: die Erfahrung in solchen Endspielen. Die Leitfiguren Raul, Roberto Carlos, Hierro, Sanchis und Redondo waren bereits vor zwei Jahren dabei, als Real seinen siebten Cup gewann.
Del B.'s taktische Meisterleistung
Valencia begann da wo sie gegen Lazio und Barca aufgehört hatten, sie setzten Real in den ersten Minuten unter Dauerdruck. Doch die so gescholtene Real-Abwehr hatte sich mit der Hereinnahme von Helguera in den letzten Monaten enorm gefestigt und hielt den jedoch teils überhasteten Angriffen Valencias stand. Danach übernahm Madrid immer mehr die Kontrolle über Ball und Gegener. Real spielte sehr konzentriert stand eng am Gegner nahm die Zweikämpfe an und gewann diese, was v.a. im Mittelfeld sehr wichtig war, so daß die gefährlichen Spitzen von Valencia 'Piojo' Lopez, Angulo und Kily Gonzalez abgeschnitten und somit stumpf wurden. Geduldig versuchten Real's drei Spitzen Raul, Morientes und Anelka, sowie der überragende McManaman die "Betonabwehr" des FCs zu knacken. Dies gelang dann in der 38. Minute, als ein abgefälschter Freistoß bei Salgado und schließlich Anelka landete, der sich gegen zwei Verteideiger durchsetzte und den Ball zurück un den Strafraum paßte. Salgado flankt im Fallen vor's Tor, wo Morientes goldrichtig stand und nur noch einzuköpfen braucht. Unbändiger Jubel dann bei dem Stürmer Reals, der seit zwei Monaten nicht mehr getroffen hatte und nun das wichtigste Tor in seinem Leben gemacht hatte. Hatte er Real den Weg zu einem erneuten Triumph auf internationaler Bühne geebnet? Real zog sich immer mehr zurück, überließ Valencia das Spiel, blieb aber stets durch Konter gefährlich. Die gleiche Taktik, die Valencia sonst anwendet. Valencia mußte nun das Spiel machen, doch das liegt ihnen gar nicht. Eine Meisterleistung von Madrids Trainer Del Bosque, dem ehemaligen Jugendtrainer, der Real übergangsweise nach dem Rauswurf von John Toshack in November übernahm und jetzt auf Drängen der Mannschaft und Präsidium um ein weiteres Jahr verlängert hat. Niemand hätte ihm einen Sieg der CL zugetraut.
In der 65.Minute kann ein Valencia-verteidiger gerade noch vor Raul retten, der fällige Einwurf von Roberto Carlos landet in den Abwehrreihen Valencia's und wird weggeköpft, doch nicht weit genug: der Engländer Steve McManaman nimmt den Ball volley und krönt seine Leistung an diesem Abend mit einem wunderschönen Tor. Valencias Torhüter und ehemaliger Real- Spieler Santiago Canizares hat nicht den Hauch einer Chance, da ihm die Sicht versperrt ist. Valencia setzt nun alles auf Angriff, bringt einen weiteren Stürmer, den Rumänen Adrian Illie, die 'Cobra', der für den Abwehrspieler Gerardo kommt. Während Del Bosque den Torschützen Morientes seinen verdienten Applaus gönnt und dafür den kleinen schnellen Brasilianer Savio einwechselt. Währenddessen drängt der FC auf den Anschluß, Lopez verpaßt eine Riesengelegenheit.
Raul's Solo in die Schlagzeilen und in die Herzen der Fans aus aller Welt
Das Spiel findet fast nur noch in der Hälfte Madrids statt. Doch nach einer Ecke Valencias fällt der Ball nahe des 5-Meter-Raums Savio auf die Füße, der blitzschnell reagiert, den freien Raul sieht und in den Raum paßt. Da begann eines der längsten Soli der Europapokalgeschichte: Raul startete einen Lauf der ca. 75m lang war. Kurz vor der Mittellinie nimmt er den Ball von Savio an und rennt allein auf das Tor zu. Canizares muß sich beeilen zurück in den eigenen Strafraum zu kommen, doch seine Präsenz stört den Starstürmer von Real wenig, er umkurvt ihn und schießt mit seinem 'schwachen' rechten Fuß von rechts ins linke untere Eck. Auch der mitgelaufene Djukic kann nichts mehr retten. Ein phänomenales Solo, ein listiges Ausschalten des Torhüters und des Verteidigers, das alles-entscheidende Tor, das alles unterstreicht seine Klasse und läßt endlich die sogenannten Fußballexperten von dem Ausnahmestürmer schwärmen, der nun schon sechs Jahre Stammspieler bei dem weltbesten Verein ist, entscheidende und schöne Tore (wie z.B. im Weltpokalfinale 98) erzielte, letztes Jahr die Spanische Torjägerkrone, den Bronzenen Schuh für den drittbesten Törjäger Europas, den Pokal des Welttorjägers gewann, bester Torjäger der EM Quali wurde sowie nun schon zum vierten Mal zu Spaniens Fußballer des Jahres gewählt wurde. Doch erst jetzt, nach seiner überragenden CL saison wo er zusammen mit Rivaldo und Jardel Torschützenkönig mit 10 Toren wurde und zudem jetzt noch die ewige Torschützenliste der CL mit 21 Treffern vor Del Piero anführt, ist der Name Raul nicht nur in Spanien sondern in ganz Europa ein Begriff. Ein Mann, der nicht nur für schönen technischen Fußball sowie Teamgeist steht, sondern auch für Loyalität seinem Verein gegenüber und Fairneß.
Der Stolz eines jungen Vaters
Raul stülpt sich nach dem Tor sein Trikot über den Kopf, darunter ein T-shirt mit einem Bild seines drei Monate alten Sohnes Jorge, der nach Rauls Entdecker, Jorge Valdano ("Ohne ihn wäre ich nie soweit gekommen, wo ich heute bin") benannt wurde. Auch Morientes trug bei den Jubelfeiern ein Shirt, mit dem Bild seines Söhnchens und dem Schriftzug "Fernandito Campeon de Europa".
Historie und Zukunft
Die letzte Viertelstunde war ein Schaulaufen Reals und Valenca war geschockt. Sie hatten nur in der ersten Phase der Partie an ihre Leistungen zuvor anknüpfen können. Zwei Einwechslungen tätigte Del Bosque noch, den lange verletzten Kapitän Hierro und Real's Rekordspieler in der Liga (519 Spiele), der 35-jährige Manolo Sanchis durfte auch in der CL einen Rekord aufstellen. Mit 98 Europapokaleinsätzen überholte er die Real- Legende Francisco Gento und ist nun selbst eine Legende. Zum zweiten Mal schon darf der Letzte der Mitte der 80er Jahre so gefürchteten "Quinta del Buitre" den CL-Pokal in die Höhe strecken, eine Ehre, die auch schon sein Vater 1966 mit Real genießen konnte. Außerdem holte er noch 2 UEFA-Cups, 1 Weltpokal, 7 Meisterschaften, 2 Spanische Pokale und 4 Spanische Supercups. Eine wahre Legende! Gleichzeitig gab es ein weiteres Novum: der gerade erst 19 gewordene Iker Casillas trug sich als jüngster Spieler der je in einem Europapokalfinale stand, in die Statistiken der UEFA ein. Er kam erst im Sommer vom Jugendteam, nachdem er mit der spanischen Jugendauswahl im Mai 1999 U-20 Weltmeister geworden war. Bei Real profitiere er vom verletzungsbedingten Ausfall von Illgner und katastrophalen Leistungen seines Vertreters Bizzarri und dem großen Vertrauen und der Geduld des neuen Trainers Del Bosque. So konnte er eine phantastische Saison hinlegen, die schließlich mit dem Sieg der CL und der Berufung ins Nationalteam ihren Höhepunkt fand.
La Fiesta
Die Mannschaft feierte ausgelassen nach dem Schlußpfiff. Roberto Carlos schnappte sich den Ball und steckte ihn sich unters Trikot, Ivan Campo setzte sich den Pokal als Hut auf, der Diver war natürlich auch im Programm, Macca und Karembeu trösteten die enttäuschten Valencia- Spieler, und schließlich ein Bad im Springbrunnen der weiß angeleuchtet wurde. "La Octava", der bereits achte Cl-titel für Real Madrid, ließ auch in Madrid tausende am Plaza Cibeles feiern. Auch am nächsten Tag als die Mannschaft aus Paris zurückkehrte gab es eine Parade. Das Team fuhr in einem oben offenen Doppeldeckerbus, beklebt mit dem Bild der Anfangsformation aus dem Finale und Tausende Madridistas bejubelten ihre Helden, die nur langsam den Paseo de Castellana herunter zum eigentlichen Ziel, der Plaza Cibeles vorrankamen. Dort angekommen kletterten die Spieler traditionsgemäß auf die Statue der Göttin Kybele, die in einem Wagen sitzend von zwei Löwen gezogen wird, und wurden von den Massen bejubelt. Dann ging es zurück zum mit 100.000 Merengues ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu, wo eine Megashow veranstaltet wurde. Die Zuschauer begrüßte eine riesige beleuchtete Acht und eine Animation mit der Aufschrift "Real Madrid C.F. König von Europa". Am nächsten Tag gab es dann noch einen Empfang im Rathaus und weitere Feiern an der Puerta del Sol, dem Herzen Madrids.
Ein Sieg für die Ewigkeit
Nun stehen bereits acht Pokale von dieser Sorte in Real's Vitrinen. acht von neun, die Spanien gewonnen hat. "Es wird Jahrzehnte dauern bis ein Klub das erreicht hat, was wir erreicht haben", so Real-Präsident Sanz. Der AC Mailand wäre wohl noch am nähesten dran, mit fünf Siegen, aber jetzt ist man nach den letzten zwei Siegen innerhalb von drei Jahren nach einer 32-jährigen Wartezeit auf den Geschmack gekommen, man spricht schon von der "La Novena"...
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Raul im achten Fußballhimmel
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ganz Madrid feierte seine Helden
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Beeindruckendes Schauspiel im Bernabeu
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